Auch im Sommer 2006 fuhr eine Gruppe Wildwasserfahrer zu fernen und wilden Wassern. Der Gruppe gehörten Arndt, Angela mit Hund, Fritz, Gerlind, Michael, Johny und ich, Gerd, an. Wir fuhren im warmen Juli Richtung Süden und verbrachten zwei Wochen in den spanischen Pyrenäen. Genauer gesagt, wir verbrachten zwei Wochen in Katalonien. Davon möchte ich euch hier einen kleinen Reisebericht geben.
Die Fahrt nach Spanien begann am 22. Juli mit einem vollen Bus und Bootshänger und wurde in St. Pierre de Bœuf, knapp südlich von Lyon, für einen Tage unterbrochen. Dort gibt es einen Slalomkanal und wir nutzten die Gelegenheit, uns dort auf den kommenden Wildwassergenuss einzustimmen. Dabei zerstörten wir auch gleich zwei Paddel, so dass wir gleich zu Anfang befürchten mussten, dass uns die Paddel ausgehen. Wir hatten nur vier Ersatzpaddel dabei. Also suchten wir fortan immer nach einer Möglichkeit unsere Paddelbestände zu erneuern.
Am 24. Juli ging es weiter über die Pyrenäen nach Spanien. Unser Zielort Sort ist nicht nur wegen seines Lottoglücks bekannt, sondern auch als Raftzentrum Spaniens. Der Fluss ist der Rio Noguera Pallaresa und hat dank seines Stausees auch im Sommer Wasser. Das Wasser ist angenehm kühl und sehr sauber. Die spanischen Pyrenäen zeichnen sich durch schroffe Felsen und eine im Sommer trockene Landschaft aus. Sie unterscheiden sich gerade dadurch von den Alpen.
Zum Üben gibt es in Sort eine Slalomstrecke, die für alle Stufen des fahrerischen Könnens interessant ist. Dort haben wir uns zunächst mal ausgetobt, bevor wir den oberen Flussabschnitt von Llavorsi bis Sort in Angriff nahmen. Auf diesen 14 Km bietet der Noguera Pallaresa sauberes Wildwasser der Stufe 3 bis 4. Dabei fließt er durch ein enges Tal bevor er vor Sort über ein 4 Meter hohes Schrägwehr läuft. Die Fahrt das Wehr hinunter gibt noch mal einen letzten Adrenalinschub. Das Wasser läuft mit dir recht steil die 4 Meter hinab, geht dann in die horizontale über und schießt dich mit hohem Tempo durch eine spitz zulaufende Walze, die wie eine Wasserwand vor dir steht. Der eine oder andere von uns ist es dann vor Begeisterung auch mehrmals gefahren.
Landschaftlicher Höhepunkt des Noguera Pallaresa ist die Schlucht „Congost de Collegats“. Sie fängt bei dem hübschen Dorf Gerri de la Sal an. Hier überragt eine alte Brücke den Fluss zu einer Kirche aus dem 12. Jhd. Der Fluss fließt ab hier mit bis zu Wildwasser 3 durch eine Schlucht aus 100 bis 200 Meter hohen senkrechten Wänden. Sie erinnert dabei an den Grand Canyon in den USA. Verschiedene Abstufungen von rot und braun marmorieren die Felsen, über denen Geier kreisen. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, einen kleinen Seitencanyon zu Fuß zu erkunden. Schwimmend und kletternd sind wir so einige hundert Meter weit vorgedrungen. Auch haben Johny und ich die Gelegenheit genutzt, von der alten Straße aus in den Fluss zu springen. Johny sprang die etwa 8 Meter ohne Boot ins Wasser; ich sprang mit Boot hinab.
Mal was anderes als Boot fahren!
Zur Abwechslung haben wir den Nationalpark Aigüestortes i Sant Maurici besucht. Dort sind wir zum See Sant Maurici gewandert. Der Wanderweg ist recht abenteuerlich, wie er sich über Wurzel und Stein durch das Tal windet Dabei geht er durch urige Wälder und über blühende Bergwiesen, über denen eine Vielzahl von Schmetterlingen fliegen. Ein glasklarer Bach fließt das Tal hinab und eine Vielzahl kleiner Rinnsale schließen sich von den Hängen an. Die schroffen Berggipfel umfangen den tief blauen Bergsee Sant Maurici. Ein mehrstufiger Wasserfall stürzt von der Bergflanke dem See entgegen und sorgt mit seinem Wassernebel für angenehme Abkühlung. Landschaftlich haben die Pyrenäen sehr viel zu bieten. Hier, hoch oben, zeigen sie ihren alpinen Charakter, weiter unten in den Tälern zeigt sich eher eine trockene Buschlandschaft.
Auch hatten wir unsere Fahrräder mitgenommen. So konnten wir auf kleinen Rad-touren die nähere Umgebung erkunden. Vor allem die Seitentäler, die wir nicht mit den Booten befuhren, wurden so besichtig. Da der Noguera Pallaresa erst gegen Mittag ausreichend Wasser für eine Befahrung hatte, boten sich die Morgenstunden für die Radtouren geradezu an. Dazu gab es dann noch einen schönen Sonnenaufgang. Das Dorf Tornafort liegt abseits am Berg und wird sonst überhaupt nicht besucht. Aber gerade hier in diesem typischen kleinen Pyrenäendorf bietet sich ein phantastischer Ausblick über das Tal des Noguera und zum Pass Col de Cantò.
Im Tal des Rio Segre, direkt südlich von Andorra, liegt die Stadt La Seu d’Urgel. Dort findet man den Slalomkanal der olympischen Sommerspiele von 1992. Aber auch ohne den Kanal ist die Stadt einen Besuch wert. Sie gehört zu den ältesten Städten Kataloniens und hat eine wunderschöne Altstadt, die sich durch viele kleine Gassen auszeichnet. Die alte romanische Kirche aus dem 12. Jhd. gehört ebenso zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr.
Tschüss!